Freitag, 15. April 2016

REZENSION zu Girl on the Train

Buchinfos

Titel: Girl on the Train
Autorin: Paula Hawkins
Seitenzahl: 448
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-7645-0522-6

Preis: 12,99 €

Inhalt

Rachel fährt jeden Morgen mit dem Zug nach London in die Stadt, der immer an der gleichen Stelle auf der Strecke anhält. Von dort aus beobachtet Rachel die Bewohner der umliegenden Häuser, in deren Gärten sie hineinschauen kann und malt sich dabei aus, was diese für perfekte Leben führen. Besonders angetan hat es ihr dabei ein junges Paar, das sie Jess und Jason tauft. Rachel genießt es, wie Jess draußen auf der Terrasse ihren Kaffee trinkt, die Beine hochlegt, sich von der Sonne wärmen lässt und wie Jason ihr beschützend die großen Hände auf die Schultern legt. Doch eines Tages beobachtet Rachel etwas, das für ihre Vorstellung des perfekten Paares nicht schockierender sein könnte. Als sie nur kurze Zeit darauf einen Zeitungsartikel liest, in dem vom Verschwinden einer Frau, die wie Rachels Jess aussieht, berichtet wird, meldet sie ihre Beobachtungen der Polizei, um Jess' Ehemann, den sie für vollkommen unschuldig hält, vor der Verhaftung zu bewahren. Zu diesem Zeitpunkt ahnt sie nicht, dass sie sich damit unwiderruflich in die folgenden Ereignisse verstrickt.

Eigene Meinung

Egal ob man nur eben einen Blick auf die SPIEGEL-Bestsellerliste warf - wo es sich sage und schreibe zwanzig Wochen hielt -, auf einer Buchcommunity im Internet schon Wochen vor dem eigentlichen Erscheinungstermin auf die Werbung für einen Wochenendlesemarathon stieß oder in der Bahn lesende Fahrgäste genau jenes Buch mit dem düsteren Cover in den Händen hielten: "Girl on the Train" war überall. So ist es auch kaum verwunderlich, dass ich mich ebenfalls, wenn auch verspätet, diesem Buch nicht entziehen konnte, da ich dem Hype, der um "Girl on the Train" gemacht wurde, auf den Grund gehen wollte. Leider konnte ich diesen während des Lesens und auch nach Beenden des Buches, dessen Titel in der Buchwelt übrigens mit "GOTT" abgekürzt wird, nicht nachvollziehen, weshalb es von mir nur drei Eier bekommt. Ein Grund dafür, weshalb es bei den Lesern so gut angekommen ist, dass zeitweise sogar 20.000 Exemplare pro Sekunde verkauft wurden, ist vermutlich das neue Genre Domestic Noir, in das sich "Girl on the Tain" zählen lässt. Eine neue Ära scheint angebrochen zu sein, in der die psychologisch konsequent komplexe Thrillerfrau im Mittelpunkt steht, wobei Gillian Flynn ("Gone Girl" und "Cry Baby") und nun auch Paula Hawkins als Vorreiterinnen gelten. Vorneweg gesagt: Meins ist es nicht wirklich. Ich verstehe den Reiz einer Geschichte, bei der eine Frau in den Dreißigern, die nicht verkraften kann, dass ihr Exmann sie gegen eine neue Frau eingetauscht und mit ihr ein Kind hat, das sie nie bekommen konnte, ihre Tage nun damit verbringt in die Stadt zur Arbeit zu fahren, obwohl sie schon vor Wochen gefeuert wurde, und sich auf der Fahrt betrinkt während sie  die Menschen außerhalb der Fenster des Zuges beobachtet. Mit dieser Ausgangslage denkt man eigentlich, schlimmer könnte es nicht mehr werden, doch tatsächlich, es geht. Rachel ist eine in allen Lebensbereichen gescheiterte Persönlichkeit: Sie ist eine arbeitslose Alkoholikerin, die ihrem Exmann Tom hinterhertrauert und dies in mitternächtlichen Anrufen zur Genüge kundtut, wodurch sie seine neue Frau Anna ziemlich schnell gegen sich aufbringt. Rachel ist den ganzen Tag nur damit beschäftigt, mit dem Zug zu fahren, sich dabei zu betrinken und sich anschließend in dem kleinen Zimmer, das sie bei einer ehemaligen Studienkollegin bewohnt, zu übergeben. Genauso langweilig ist auch der Beginn des Buches, denn es passiert nichts anderes als eben geschildertes Szenario, bis Rachel in dem Verschwinden einer Frau aus ihrer ehemaligen Wohngegend ihre neue Lebensaufgabe sieht. Rachel hat etwas beobachtet und bildet sich nun ein, bei den Ermittlungen eine wichtige, wenn nicht sogar eine ganz entscheidende Rolle zu spielen. Von nun an wechselt die Erzählperspektive immer zwischen Rachel und Megan, der vermissten Frau vor deren Verschwinden, wodurch die Geschichte deutlich an Spannung zunimmt. Allerdings wird diese immer wieder durch Rachels Blackouts gedämmt, was auf der einen Seite auf Dauer relativ nervig war und ich Rachel am liebsten in die nächste Entzugsklinik gesteckt hätte, aber auf der anderen Seite sind diese genau das, was das Buch ausmacht: Rachel hat das Verschwinden Megans beobachtet und weiß deshalb auch wer der Täter ist, doch wegen ihres Alkoholkonsums und der äußeren Einflüsse, hat ihr Gehirn jene Wahrheit verborgen. Mehr als entsetzt war ich auch über das, was im Inneren von Megan vorgeht und fand dieses Buch deshalb sehr bedrückend zu lesen, da die Stimmung durchgehend düster war. Dann kam sogar noch eine dritte Erzählerin dazu, Anna, die neue Frau von Rachels Exmann, welche ich von Anfang an nicht leiden konnte. Wo wir auch schon beim nächsten negativen Punkt wären: In diesem Buch scheint es doch tatsächlich keine einzige normale Person zu geben! Die drei erzählenden Frauen sind allesamt gescheiterte Personen, genauso wie die Männer, was ich schon wieder sehr unrealistisch fand. Thriller hin oder her, aber wo auf dieser Welt gibt es denn so viele verrückte Menschen auf einem Haufen?! Der ganze Plot an sich war ebenfalls nichts Neues, höchstens die Art die Geschichte aufzuziehen, doch trotzdem wusste ich schon 200 Seiten vor Ende des Buches, wer der Mörder war. "Girl on the Train" wird als bester Thriller des Jahres 2015 proklamiert, hielt sich ewig lang auf sämtlichen Bestsellerlisten und kommt nun ins Kino mit Emily Blunt in der Hauptrolle. Doch trotzdem kann ich diesen Hype nicht nachvollziehen, die Charaktere sind vollkommen durchgeknallt und überzeichnet, die Stimmung ist durchgehend von negativer Emotion aufgeladen und die angeblich so überraschenden Wendungen sind doch recht vorhersehbar.

Bewertung


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4 Kommentare:

  1. Huhu,
    ich lese das Buch gerade auch. 140 Seiten fehlen noch bis zum Ende. Ich kann mir schon denken, wer der Mörder ist. Aber bin mir noch nicht sicher. :D
    Es bleibt spannend! ;)

    Allerdings ging es mir bisher genauso wie dir.

    Ganz liebe Grüße
    Steffi

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    1. Hallo Steffi,

      da scheinen wir wohl zwei von wenigen zu sein, die der Geschichte nicht viel abgewinnen konnten. Der Hype, der darum gemacht wurde, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen...

      Na dann heißt es jetzt wohl ENDSPURT! :)

      Allerliebste Grüße
      Kathi

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  2. Hallo ihr zwei,

    ich habe euch zum Totally Should've Tag getaggt. Vielleicht hat ja eine von euch oder gleich alle beide Lust die Fragen zu beantworten? :)

    Alles Liebe
    Ciri

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    1. Hallo Ciri,

      vielen lieben Dank für die Nominierung, da machen wir doch gerne mit!

      Liebe Grüße
      Kathi und Zwerghuhn

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